Teil III, Abschnitt 6
Das wesentliche Element in einer Beziehung – ein Gefühl, dann auch noch Abhängigkeits- oder Kreaturgefühl. Interessant, dass Buber diese von ihm zitierte Anschauung nicht sogleich weit zurückweist, erscheint es doch fraglich, ob Gefühle wirklich das wesentliche Element einer Beziehung sein können – und dann vor allem Abhängigkeitsgefühle. Aber ja, doch: wir hatten es ja gelesen: ohne Du kein ich. Schon da eine offensichtliche Abhängigkeit. Und mehr noch so natürlich im Schöpfungszusammenhang. Aber, so Buber, das sei eben bei weitem nicht alles. Also – was ist es noch, das die „vollkommene Beziehung“ charakterisiert ?
Dann zunächst etwas zu den Gefühlen. Sie hätten alle ihren Platz in einer jeweils bestimmten polaren Spannung. Sie vollziehen sich in der Seele. Soweit anders als und nicht Teil von Beziehung, die zwar auch zwischen ist, aber auch soviel drum herum einschließt, dass es wohl mehr als eine polare Spannung sein wird (na vielleicht doch einem Magnetfeld vergleichbar ?). Anders aber jedenfalls die absolute Beziehung, die alle relativen einschließt und sie alle vollendet. Dort gäbe es – anders als die Behauptung der Psychologen, die tiefe Religion auf ein abgegrenztes Gefühl reduzieren - kein solch abgegrenztes Gefühl – und vielleicht die Auflösung der polaren Spannung ?
Ja, so ist dann wohl der dritte Absatz zu verstehen. Die Seele, das Sinnesorgan für Gefühle, nimmt die vollkommene Beziehung zwar noch bipolar wahr, aber als Coincidentia Oppositorum – wo also die Polen zusammenfallen. Wenn sie zusammenfallen überdecken sie sich auch – kein Wunder, dass dann der eine nicht gesehen werden kann - laut Buber aufgrund der jeweiligen religiösen Grundeinstellung: er geht also davon aus, dass mit dieser religiösen Grundeinstellung Gott gesehen werden kann, aber nicht das Ich – da bin ich mir nicht sicher ... Vielleicht will er aber sagen, dass die religiöse Grundeinstellung oft überhaupt verhindert, Gott zu sehen. Das könnte ich viel eher verstehen, ist aber nicht leicht öffentlich zu vermitteln ...
Und nun geht es mit der direkten Ansprache des Lesers los: „Du...“ Unvermittelt wird nun das kreatorische Gefühl auch noch eingefügt – folgerichtig, wenn wir an das Zusammenfallen der Pole denken und dazu erinnern, dass es sich um ein Gefühl handelt – einen Begleitumstand in der Seele (?!). Interessant, dass er „Du hast Dich ... gefühlt“ sagt.
Im nächsten Absatz Rhetorik: weißt Du nicht, dass Gott Dich braucht... Das Bild von einem Gott, der Dich (und mich) braucht. Nein, Hinweise aus dem Erleben einer Gottesbeziehung und einem langen Ringen um diese Beziehung. Alles, was hier steht ist nicht vorstellbar, nicht einmal sagbar ohne das Bewußtsein, der Sicherheit dieser Beziehung. Gott braucht Dich zu eben dem, was der Sinn Deines Lebens ist. Nein, Gott gebraucht Dich nicht, Gott braucht Dich. Ah, hier wird Schöpfung wirksam – Beziehung, was sie eigentlich bedeutet, wahrnehmbar.
Beziehung zum Baum, ich will dahin noch mal zurückgehen, das ist nicht ein Gefühl der Verliebtheit in den Baum und oh, wie ist er schön und gibt auch keine Widerworte. Die Beziehung zum Baum war eher die Wahrnehmung mit allen Sinnen und das wirken lassen, wie der Baum an mir wirkt wie ich an ihm (nur anders). Buber sagte, Beziehung ist auch, wenn die eine Seite gar kein Bewußtsein dafür hat. Beziehung wirkt. Ich kann auch an dem anderen arbeiten, ohne es selbst zu merken. So – und noch viel mehr – sind wohl die Sätze über die Schöpfung zu verstehen, an der wir teilnehmen. Wir müssen teilnehmen, es ist unser Schicksal. Wir können uns so verhalten, dass wir ihm nicht gerecht werden, aber aussteigen können wir nicht.
Opfer heißt: „Dein Wille geschehe.“ Wenn Buber fortfährt „…durch mich, den Du brauchst…,“ meint er wohl nicht diejenigen, die herrschen wollen und sich vordrängen, Bischof zu werden, Kanzler oder was auch immer… Das sind wohl die, die Magie üben, Künste im Leeren. Wahre Beter und Opferer sind die, die das Du Wort sprechen und vernehmen. Sie vernehmen ihrerseits das Du – bishin zur Anrede durch Gott – das gebet wird erhört. Beziehung besteht aus „Vernehmen“ – dem Vernehmen mit allen bekannten und unbekannten Sinnen…
Und dann wird die Spannung aus dem Anfang des Abschnitts aufgelöst: die reine Beziehung ist nicht als Abhängigkeit zu verstehen. Das Gefühl ist da, ja, es führt aber in die Irre. Hier wohl wieder eine relativ deutliche Kritik an dem, was üblicherweise mit „religiöser Grundeinstellung“ verknüpft wird.
Dann zunächst etwas zu den Gefühlen. Sie hätten alle ihren Platz in einer jeweils bestimmten polaren Spannung. Sie vollziehen sich in der Seele. Soweit anders als und nicht Teil von Beziehung, die zwar auch zwischen ist, aber auch soviel drum herum einschließt, dass es wohl mehr als eine polare Spannung sein wird (na vielleicht doch einem Magnetfeld vergleichbar ?). Anders aber jedenfalls die absolute Beziehung, die alle relativen einschließt und sie alle vollendet. Dort gäbe es – anders als die Behauptung der Psychologen, die tiefe Religion auf ein abgegrenztes Gefühl reduzieren - kein solch abgegrenztes Gefühl – und vielleicht die Auflösung der polaren Spannung ?
Ja, so ist dann wohl der dritte Absatz zu verstehen. Die Seele, das Sinnesorgan für Gefühle, nimmt die vollkommene Beziehung zwar noch bipolar wahr, aber als Coincidentia Oppositorum – wo also die Polen zusammenfallen. Wenn sie zusammenfallen überdecken sie sich auch – kein Wunder, dass dann der eine nicht gesehen werden kann - laut Buber aufgrund der jeweiligen religiösen Grundeinstellung: er geht also davon aus, dass mit dieser religiösen Grundeinstellung Gott gesehen werden kann, aber nicht das Ich – da bin ich mir nicht sicher ... Vielleicht will er aber sagen, dass die religiöse Grundeinstellung oft überhaupt verhindert, Gott zu sehen. Das könnte ich viel eher verstehen, ist aber nicht leicht öffentlich zu vermitteln ...
Und nun geht es mit der direkten Ansprache des Lesers los: „Du...“ Unvermittelt wird nun das kreatorische Gefühl auch noch eingefügt – folgerichtig, wenn wir an das Zusammenfallen der Pole denken und dazu erinnern, dass es sich um ein Gefühl handelt – einen Begleitumstand in der Seele (?!). Interessant, dass er „Du hast Dich ... gefühlt“ sagt.
Im nächsten Absatz Rhetorik: weißt Du nicht, dass Gott Dich braucht... Das Bild von einem Gott, der Dich (und mich) braucht. Nein, Hinweise aus dem Erleben einer Gottesbeziehung und einem langen Ringen um diese Beziehung. Alles, was hier steht ist nicht vorstellbar, nicht einmal sagbar ohne das Bewußtsein, der Sicherheit dieser Beziehung. Gott braucht Dich zu eben dem, was der Sinn Deines Lebens ist. Nein, Gott gebraucht Dich nicht, Gott braucht Dich. Ah, hier wird Schöpfung wirksam – Beziehung, was sie eigentlich bedeutet, wahrnehmbar.
Beziehung zum Baum, ich will dahin noch mal zurückgehen, das ist nicht ein Gefühl der Verliebtheit in den Baum und oh, wie ist er schön und gibt auch keine Widerworte. Die Beziehung zum Baum war eher die Wahrnehmung mit allen Sinnen und das wirken lassen, wie der Baum an mir wirkt wie ich an ihm (nur anders). Buber sagte, Beziehung ist auch, wenn die eine Seite gar kein Bewußtsein dafür hat. Beziehung wirkt. Ich kann auch an dem anderen arbeiten, ohne es selbst zu merken. So – und noch viel mehr – sind wohl die Sätze über die Schöpfung zu verstehen, an der wir teilnehmen. Wir müssen teilnehmen, es ist unser Schicksal. Wir können uns so verhalten, dass wir ihm nicht gerecht werden, aber aussteigen können wir nicht.
Opfer heißt: „Dein Wille geschehe.“ Wenn Buber fortfährt „…durch mich, den Du brauchst…,“ meint er wohl nicht diejenigen, die herrschen wollen und sich vordrängen, Bischof zu werden, Kanzler oder was auch immer… Das sind wohl die, die Magie üben, Künste im Leeren. Wahre Beter und Opferer sind die, die das Du Wort sprechen und vernehmen. Sie vernehmen ihrerseits das Du – bishin zur Anrede durch Gott – das gebet wird erhört. Beziehung besteht aus „Vernehmen“ – dem Vernehmen mit allen bekannten und unbekannten Sinnen…
Und dann wird die Spannung aus dem Anfang des Abschnitts aufgelöst: die reine Beziehung ist nicht als Abhängigkeit zu verstehen. Das Gefühl ist da, ja, es führt aber in die Irre. Hier wohl wieder eine relativ deutliche Kritik an dem, was üblicherweise mit „religiöser Grundeinstellung“ verknüpft wird.
sehen - 10. Aug, 22:00
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