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Teil III – Abschnitt 17 – Das Ewige und seine Offenbarung

Der erste Satz stellt nicht die Frage dar, ob etwa das ewige das sei, was wir Offenbarung nennen. Vielmehr ist Buber, so wie ich das verstehe, darüber sicher, dass das ewige das ist, was als Urphänomen hinter der „Offenbarung“ steckt. Die Offenbarung sei der Teil des Ewigen, der sich im Hier und Jetzt gegenwärtige. Die Frage bezieht sich also mehr darauf, was nun die Offenbarung, also das für uns begreifbare des Ewigen sei.

Dass der Mensch aus dem Moment der höchsten Begegnung nicht als der gleiche hervorgeht, scheint mir noch nicht die Offenbarung schlecht hin zu sein, sondern wiederum ein Teil der Wirkung. Was ist die höchste Begegnung ? Man hätte vielleicht sagen können „tiefste“ B. – aber im gleichen Sinne passt hier „höchste“ viel besser. Jedenfalls ist absolut nicht die „innigste“ gemeint – sondern eher die „zwischenste.“ Aber auch nicht die Begegnung „mit“ dem Höchste, sondern die Begegnung schlechthin, die in ihrer höchsten, unvorstellbaren Form.

Das der Moment der Begegnung kein Erlebnis und keine Erfahrung im ist, zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch. „Es muss ein Rrruck ...“ fällt mir an dieser Stelle ein. Es muss etwas mit mir, mit Dir, mit uns und Euch „passieren.“ Passieren ist aber schon wieder das falsche Wort, da es nicht wirklich etwas mit erleiden zu tun hat. Es geht mehr darum, sich ganz rein zu begeben, zur Verfügung zu stellen, bereit zu sein für alles, was dann „zwischen“ denen, die mit in der Wirklichkeit sind, zur Wirkung kommen kann. Und das kann dann als ein Hauch der Sekunde und der Ewigkeit oder als ein Ringkampf (Jakob und der Mann) zu spüren sein. Interessanter Hinweis an Deutschland: der Ruck kommt also weniger vom sich „Zusammenreissen,“ sondern eher vom sich zur Verfügung stellen und ganz da sein. Der Ruck – und das ist wohl klar - kann jedenfalls nicht für den oder bei dem kommen, der vorm Fernseher sitzt.

Haben wir aus der reinen Beziehung heraustretend nun etwas, was vorher nicht da war ? Das steht da nicht. Aber wir wussten davon nicht und können nicht sagen, wo es herkommt. Das ist ressourcenökonomisch toll. Es werden „hidden assets“ aufgedeckt, etwas was doch schon da war, aber nie zu Tage getreten wäre ohne den Moment der Begegnung. Wir hätten es weder suchen noch finden können – es ist aber doch plötzlich am Tageslicht. Müssen wir überhaupt aus der Beziehung treten ? Na, davon war ja auch schon oft die Rede – es handelt sich um Momente – ein Blick in die Ewigkeit von äußerster Vergänglichkeit.

Wer aber doch den Standort der hidden assets aufklären möchte, etwa um gleich mal an alle ran zu kommen, auch ohne den Moment der Begegnung, und wird dazu die Wissenschaft, etwa die Psychologie, bemüht, kommt doch nur bei Es-förmigen Einordnungen an. Weit von dem, worum es Buber geht – für ihn ist also diese Wissenschaft weit von der „wirklichen Betrachtung des Wirklichen.“ Das ist sicher ein Punkt, der auch für die Wissenschaften einschließlich der Psychologie ansatzweise nachvollziehbar ist – die menschliche Selbstbetrachtung, insbesondere solche Phänomene wie Denken und Seele, hat ihre Grenzen. Wir können diese Grenzen zwar immer weiter ausdehnen. Die Hirnforschung hat ja auch in den letzten Jahrzehnten spannende Erfolge gezeitigt. Zumindest die Physik der letzten Jahrzehnte, aber da konvergieren die Wissenschaften wohl, ist sich ihrer Grenzen, oder jedenfalls der Grenzen des linearen Denkens durchaus bewusst.

Wir empfangen, was wir zuvor nicht hatten. Das ist spannend, denn es stellt die Materialisierung aus dem Immateriellen dar. Wir sehen etwas, was aus der Welt des Du in die Welt des Es wächst. Wir haben es, wenn wir aus der Begegnung heraustreten. Und: es ist und gegeben worden, wir haben es empfangen. Empfangen vielleicht also eine typisches Ergebnis der Begegnung. Haben, kriegen und nehmen können wir vielleicht auch ohne, empfangen aber nicht ?! „Harren“ als Teil der Begegnung oder als Vorbereitung auf sie. „Eintauschen“ wohl als der Vorgang wie aus „harren“ „empfangen“ wird. Das Nietzsche-Wort ist für mich etwas fremd in diesem Zusammenhang, Buber scheint es aber als seins verstanden zu haben.

Was empfangen wir: die Kraft. Eine Gegenwart als Kraft, die sich in drei Facetten äußert:
- in sinnstiftender Gegenseitigkeit;
- in der Aufhebung der Sinnfrage;
- aber im fraglosen Sinn unseres ganzen, wirklichen Lebens in der Welt, in der wir leben.

Und dabei gibt es kein sollen, müssen oder andere Pflicht- und Regelhaftigkeit. Die Bewährung des Sinns, der durch mich hindurch in die Welt geboren wird, ist das Ergebnis der persönlichen Begegnung, das was hinübergerettet bzw. empfangen wird. Dass Moses die Tafeln mitbringt ist Teil seines Wirkens, Teil dessen, was er empfangen hat und in die Welt trägt. Die „Begegnung“ mit den Tafeln, die Vorhaltung für die Zurückgebliebenen, ist gerade nicht die Begegnung im Buber’schen Sinne – das ist sehr offensichtlich in der Geschichte von Moses. Aber auch den Zurückgebliebenen ist noch die Begegnung möglich – z.B. wenn sie „harren,“ wenn sie sich bereit machen für die Begegnung und ihre wirkliche Verbundenheit wahrnehmen können.

Mit der Begegnung haben wir das Geheimnis gesehen, erkannt. Aber es bleibt Geheimnis. Das Gesicht sehen wir doch nicht ...
Kleiner Scherz: Erlösung ist auch keine Lösung. Das finde ich aber beruhigend. Erlösung gibt es doch: sie liegt in der Begegnung, im Augenblick der Verbundenheit mit der Ewigkeit und dem Geheimnis. Eine Lösung ist das aber nicht – schon deswegen nicht, weil die Lösung ja drohte, die Verbundenheit aufzuheben.

... nichts weiter.

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